• Kooperatives Batteln ist eine neue Haltung, bei der Herausforderungen und Reibungen genutzt werden, um sich als ganzes Team weiter zu entwickeln.

  • Das gemeinsame Schaffen von transparenten, klaren und fachlich begründeten Strukturen und Wirkungsbereichen ist dabei Voraussetzung für einen Kulturwandel in Organisationen. Dieser Prozess braucht kompetente Anleitung (Change Management), Offenheit, Neugierde, Mut und Zeit.

  • Neue Rollen, z.B. die des Schiedsrichters, müssen erprobt und erlernt werden. Es wird mit Strukturen und Spielregeln experimentiert, Fehler werden gemacht und korrigiert.

  • Beharrlichkeit und Geduld zahlen sich am Ende aus: durch ein starkes, widerstandsfähiges Team, hohe Schlagkraft und nachhaltige Ergebnisse, die von motivierten Mitarbeitern*innen produziert werden… und nicht zuletzt macht es Spaß!

Anpfiff, Doppelpass, Flanke, Tor: Bei der Elefantinnenrunde 2019 stand Frauenfußball ganz oben auf der Agenda. Im Rahmen eines Design-Thinking-Workshops (den ausführlichen Artikel gibt es hier) haben wir Frauenbilder erarbeitet, die Unternehmen nutzen können und die es attraktiv machen, Frauen im Fußball zu unterstützen. Für einige Elefantinnen ging es auch direkt aufs Spielfeld. Dort ist unter vollem Körpereinsatz das „Kooperative Batteln“ entstanden: Eine Haltung und Methode, bei der Herausforderungen und Reibung genutzt werden, um sich als ganzes Team weiter zu entwickeln. Was es mit damit so auf sich hat, erklären Lea Regling, Katja Sauerborn, Angela Haas und Paula Guesnet.

Wenn die Ellenbogenkultur nicht einfach durch ein Weichspülprogramm ersetzt wird, sondern wir Dinge anders machen, dadurch überraschen und eine neue Team-Dynamik entwickeln, sprechen wir vom kooperativen Batteln. Dabei agieren wir konstruktiv und lassen Angst, Hauen und Stechen hinter uns. Das gemeinsame Ziel steht im Fokus, vereint und macht das Team als Ganzes stark. Am Ende steht ein gemeinsames Arbeitsergebnis und nur das zählt.

Durch Teamarbeit, Empathie, Solidarität und Kooperation wird eine hohe Schlagkraft erreicht. Vielfalt im Team ist dafür notwendig, gewünscht und wird gefördert. Allen wird Raum gegeben, damit sich die Stärken und Individualität aller Teammitglieder verbinden und gemeinsam gewinnbringend eingesetzt werden. Teammitglieder können so ihre besonderen Fähigkeiten weiter entwickeln, wodurch die intrinsische Motivation weiter steigt und zu mehr Aktivität führt. Auftretende Reibung wird akzeptiert und als Bestandteil des Prozesses begriffen und positiv in Aktion umgesetzt. Man wächst miteinander und fordert und fördert sich gegenseitig durch eine wertschätzende, respektvolle, sachorientierte und reflektierende Kommunikation. Dies kann innerhalb eines Teams entstehen, aber auch in Konkurrenz mit anderen.

undwieistesentstanden?

Aus dem Spiel miteinander (sich den Ball zuspielen) entwickelten sich zwei Teams, die gegeneinander spielen. Dabei hat sich automatisch und in kurzer Zeit in jedem Team eine Teamstruktur entwickelt, die Dynamik des Spiels nahm immer mehr zu. Es ist ein Wettkampf (battle) entstanden, jede Mannschaft wollte das Spiel gewinnen, dennoch wurde auch Rücksicht auf das gegnerische Team genommen und sich mit ihm über seine Erfolge gefreut. Sowohl das eigene Team als auch die gegnerische Mannschaft haben miteinander kooperiert (Kooperatives Battling).

undwiekommenwirdahin?

Für die Umsetzung in den Arbeitsalltag ist eine wesentliche Voraussetzung, dass langfristige Ziele anstelle von „Quick-Wins“ gefunden, verfolgt und belohnt werden. Wir wissen: Den Meister gibt es erst am Ende der Saison (nach zahlreichen Spielen), die aus mehreren Erfolgen aber auch Niederlagen bestehen kann. Kooperatives Verhalten wird gezielt gefördert und Anreize dafür geschaffen.

Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte schaffen eine den Umständen und Erfordernissen angepasste Entscheidungsstruktur und Klarheit über diese. Grundsätzlich werden für alle gültige „Spielregeln“ im Team gemeinsam aufgestellt, um ihre Nachhaltigkeit zu sichern. Das Handlungsfenster des jeweiligen Teams und des einzelnen Spielers sollte dabei klar abgegrenzt sein. Strukturen orientieren sich an Fachlichkeit und Stärken der Personen statt an starren Hierarchien.

Bestimmte konstruktiv wirkende Rollen werden (projektbezogen) klar im Team verteilt. Bei hohem Verständnis und Übereinstimmung im Team ist es hilfreich, wenn eine Person bewusst einen kritischen Hut aufsetzt, das Teamergebnis hinterfragt und neue Impulse aus einer Außenperspektive gibt. Die Teamstruktur entwickelt sich dynamisch im Zeitablauf ohne starre Vorgaben. Eine Schiedsperson im Team wacht über die Einhaltung der (ggf. vom Team entwickelten) Entscheidungsstruktur. Die Schiedsperson wird für einen bestimmten Zeitraum benannt, dies kann für ein Meeting oder einen längeren Zeitraum sein. Alle Teammitglieder haben die Möglichkeit Schiedsperson zu werden. Anders als eine vorgesetzte Person fokussiert die Schiedsperson auf Einhaltung der kooperativen „Spielregeln“ aus gleicher Augenhöhe und nicht aus einer autoritären Position heraus. Ziel ist, dass alle ihr Potential einbringen können und gemeinsam auf die Reise gehen, so dass keiner auf der Strecke bleibt und das gemeinsam gesteckte langfristige Ziel stetig verfolgt und als Team erreicht wird.

Aus einem Nullsummenspiel wird so eine Win-Win-Situation und ein „individuelles Batteln“ Einzelner mit Fokus auf die eigene Karriere und Machtsteigerung (wie in tradierten Strukturen üblich) wird abgelöst durch gemeinsames Wachsen und gegenseitiges anspornen.

undwasistdasFazit?

Kooperatives Batteln ist eine neue Haltung, bei der Herausforderungen und Reibung genutzt werden um sich als ganzes Team weiter zu entwickeln. Für die Etablierung von neuen Rollen wie die des Schiedsrichters und der Teammitglieder braucht es Experimentierfreunde und eine gemeinsame Lernkultur. Dies gelingt mit einer gehörigen Portion Geduld und Beharrlichkeit und zahlt sich aus: durch ein starkes Team, hohe Schlagkraft und nachhaltige Ergebnisse.

… und nicht zuletzt macht es Spaß!

Fotos: Reinhardt & Sommer

Autorinnen: Paula Guesnet, Angela Haas, Lea Regling, Katja Sauerborn