• AfD-Politiker nutzen in ihren Aussagen häufig Drohungen und drastische Behauptungen, die schwierig zu überprüfen sind. Zwar sind Verkürzungen und drastische Bilder keine Seltenheit im politischen Diskurs, diese erreichen bei der AfD allerdings eine andere Qualität. Hier wird mit bewusster Irreführung und falscher Darstellung von Fakten gearbeitet.
  • Die Ignoranz der Argumente hilft wenig. Stattdessen braucht es einen konstruktiven Dialog und ein Zukunftsszenario der Parteien.
  • Beim Enttarnen fauler Argumentationen gilt die Regel: Eine Argumentation ist zurückzuweisen, wenn sie nicht geeignet ist, die Wahrheit der These nachzuweisen.

Nachfragen, die Perspektive wechseln, Fakten präsentieren und einfordern, beim Thema bleiben, sich klar positionieren: So funktioniert erfolgreiches Argumentieren in einer Debatte. Doch was tun, wenn der Gesprächspartner sich nicht an die Regeln hält? Im Rahmen des Workshops „Schwätzer und Zündler entlarven. Argumentationstricks erfolgreich begegnen am Beispiel der AfD“ haben die Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde gemeinsam mit Dr. Stefan Bießenecker Argumentationsstränge analysiert und geübt, wie man Tricks unfairer Gesprächspartner enttarnt und dagegen argumentiert.

„Ein paar Korrekturen und Reförmchen werden nicht ausreichen, aber die deutsche Unbedingtheit wird der Garant dafür sein, dass wir die Sache gründlich und grundsätzlich anpacken werden. Wenn einmal die Wendezeit gekommen ist, dann machen wir Deutschen keine halben Sachen, dann werden die Schutthalden der Moderne beseitigt“: „Von wann und wem stammt wohl dieses Zitat?“, war die Einstiegsfrage in den Workshop von Kommunikationsexperte Dr. Stefan Bießenecker. Es hätte sich problemlos in das Ende der Weimarer Republik einordnen lassen. Allerdings stammte dieser Ausspruch von Björn Höcke und war erst wenige Jahre alt. Auch in den weiteren Zitaten erinnerte die Rhetorik der AfD an die 1930er Jahre und relativierte inhaltlich die NS-Zeit oder instrumentalisierte den Holocaust für eigene politische Zwecke.

Vereinfachte Sicht auf komplexe Herausforderungen   

Erfolg hat die AfD mit ihren Aussagen, Thesen und Aufforderungen gerade deshalb, weil sie den Eindruck erweckt, dass es zu komplexen Themen einfache und eindeutige Lösungen gibt. Dem Wähler wird eine vereinfachte Sicht auf die Dinge vermittelt und seinem Bedürfnis nach Sicherheit vermeintlich entsprochen. Bürgerinnen und Bürger werden auf der emotionalen Ebene angesprochen, sachliche Argumente können dem wenig entgegenhalten. Die Angst als Faktor in Zeiten von Digitalisierung und gesellschaftlichem Wandel wird bewusst angesprochen und ausgenutzt.

Zwar arbeiten viele Politikerinnen und Politiker mit Vereinfachungen und Verkürzungen, doch die Intensität und Vielfalt erreicht mit der bezweckten Irreführung und dem fragwürdigen Umgang mit Fakten bei der AfD eine ganz andere Qualität. Ein Beispiel dafür ist die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel: Wenn „Klima“ und „Wetter“ gleichgesetzt werden, kann in der Diskussion auch mit eindeutigen wissenschaftlichen Fakten nur wenig ausgerichtet werden. Gerade ist es kalt. Wo ist also der Klimawandel? Entscheidend ist es, dass wir diese Gleichsetzung nicht akzeptieren und über die Unterschiede aufklären.

Zudem reagieren AfD-Politiker anders, als es Journalisten von anderen Politikern gewohnt sind. Mit der Gegenfrage „Was ist daran falsch?“ werden Journalisten provoziert und in eine Rechtfertigungsposition gezwungen, anstatt eine ausführliche Antwort zu erhalten. Gerade in Talkshows besteht für Journalisten die Herausforderung darin, rhetorisch geschickten AfD-Politikern keine Bühne zu bieten, auf denen ihre Behauptungen unwidersprochen stehen bleiben. Gleichzeitig wäre es der verkehrte Weg, sie gar nicht erst in Talkshows einzuladen. Dadurch würde sich die AfD in ihrer Opferrolle nur bestätigt fühlen.

Konstruktiver Dialog statt Ignoranz

Nach der Analyse einiger Argumentationslinien erarbeiteten die Teilnehmerinnen des Workshops Strategien, um Tricks unfairer Gesprächspartner zu enttarnen und dagegen zu argumentieren. Dabei gilt die Regel: Eine Argumentation ist zurückzuweisen, wenn sie nicht geeignet ist, die Wahrheit der These nachzuweisen.  Unhaltbare Behauptungen müssen kritisch benannt werden. Ein Ignorieren der Argumente hilft nur wenig und verschiebt sie außerhalb des eigenen Sichtfelds. Der nächste Schritt ist die Entkräftung ihrer scheinbaren Unumstößlichkeit mit sachlichen Gegenargumenten. Dafür braucht es mutige Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, einen konstruktiven Diskurs zu führen.

Besonders stark wurden im Workshop die Flüchtlingskrise und die Haltung der verschiedenen Parteien zur Migration diskutiert. Nicht wenige Frauen hatten das Gefühl, dass Migration von Presse und Politik in der Vergangenheit als durchweg positiv dargestellt wurde. Selbstverständlich handelt es sich dabei um ein hochkomplexes Thema, das viele Chancen bereithält, aber auch Probleme verursacht, wie etwa große Kulturunterschiede oder Kriegstraumata. Missstände sollten daher konstruktiv geäußert und nicht ignoriert werden. Das Themenfeld darf nicht den Rechten überlassen werden. Auch die Medien können ihren eigenen Beitrag leisten: Nicht alles muss sich um die AfD drehen, sobald ein Vertreter der Partei anwesend ist. Umstritten war, ob es hilfreich wäre, sich auf die gleiche sprachlich aggressive Ebene zu begeben oder ob ein rein darstellender Journalismus die Lösung sei.

Autorin: Leonie Straten, gelernte Bankkauffrau und Jurastudentin 

„Die Elefantinnenrunde ist für mich eine einmalige Gelegenheit, von umfassenden Erfahrungswerten zu profitieren und eine neue Sichtweise auf verschiedene Themen und Lebenssituationen zu erlangen“.

 

Fotos: Reinhardt & Sommer