• Um Stereotypen zu entlarven sind eine detaillierte Analyse und die strategische Definition von Kommunikationszielen unerlässlich.

  • Israel und die Schweiz machen vor, wie es gelingen kann, das Image zu wenden und die Nation in all ihren Facetten zu zeigen. Dabei spielt auch Humor eine große Rolle.

  • Einzelne Personen können als Verbündete dabei helfen, kulturelle Barrieren zu kippen und zu vermitteln.

Wie kommuniziert man ein Thema an die Öffentlichkeit, das in den Köpfen vieler Menschen mit negativen Konnotationen behaftet ist? Wie kann man dazu beitragen, dass eine Kultur oder Nation in all ihren Facetten wahrgenommen wird? Anhand von Beispielen aus der Public Diplomacy und interkulturellen Kommunikation gab Nadine Grzeszick, Referentin für internationales Studierendenmarketing an der Universität Potsdam, den Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde eine Anleitung an die Hand, um Stereotypen zu entlarven und zu überwinden. Eine Learning-Lesson: Auch Humor kann dabei hilfreich sein.

Der erste Schritt zur Entlarvung von Stereotypen besteht darin, ein bestehendes Image tiefgründig zu analysieren, beispielsweise mit der Durchführung einer Studie. Um eine alternative Sichtweise von bestimmten (kulturellen) Gruppen vorzuschlagen, sollte außerdem verstanden werden, warum Stereotypen überhaupt bestehen. Die Zielgruppe zu identifizieren, Verbündete zu definieren und Hintergründe zu kennen sind entscheidende Faktoren, um optimal zu vermitteln. Mit Hilfe von klaren Strategien, Kommunikationszielen und überzeugenden Inhalten kann dann Aufklärung erreicht werden.

Israel: Startups vs. militärische Unruhen

Mit Blick auf interkulturelle Konflikte versuchen verschiedene Länder, Studierenden durch überzeugende Bild-, Video- und Textinhalte einen realeren Einblick zu verschaffen und gezielt gegen eine negative Berichterstattung in den Medien anzugehen. Die Elefantinnen betrachteten im Rahmen des Workshops unter anderem das Land Israel genauer, das nicht ausschließlich von politischen und militärischen Unruhen sowie Religion geprägt ist, sondern heutzutage auch interessante Entwicklungen, wie ein starkes Innovationswachstum, viele Startups oder moderne Bars zu bieten hat. Indem Israel seine Botschaften auf bestimmte Zielgruppen zuschneidet, Verbündete – wie die Startup-Community – in die Außendarstellung einbezieht und in Krisensituationen beispielweise über die sozialen Medien moderiert, gelingt es, Stereotypen aufzuweichen und das Image zu verbessern.

Schweiz: Mit einer Holzkuh zur dynamischen Nation

Auch die Schweiz wurde als spannendes Beispiel vorgestellt, das etwas aus der Reihe tanzt. Grund dafür: Happy Lilly. Die kleine Holzkuh wird in Handarbeit hergestellt und steht für Tradition, wird jedoch dank ihres Netzwerkes an Botschaftern um die ganze Welt geschickt, ist in den sozialen Medien präsent und fördert so das Image der Schweiz als traditionsbewusste, aber moderne und dynamische Nation. Das Alpenland präsentiert sich damit bei weitem nicht nur als Hochburg der Kühe, des Käses und der traditionellen Trachtenmode; in der Außendarstellung werden vielmehr Vorurteile aufgegriffen, deren Bedeutung umgekehrt und humorvoll auf die Schippe genommen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Persönliche Erfahrungen, Erzählungen im Freundeskreis sowie Medienberichte haben einen massiven Einfluss auf die Stereotypbildung. Wer gegenüber Stereotypen jedoch aufmerksam ist, sie versteht und hinterfragt, kann sie für sich nutzen und einen positiven Einfluss darauf nehmen. Einzelne Personen können als Multiplikatoren dabei helfen, kulturelle Barrieren zu kippen und zu vermitteln.

Stereotypische Geschlechterrollen umdeuten

Der Workshop wirft die Frage nach dem Zusammenhang von Stereotypen und Geschlechterrollen auf: „Die starke Hausfrau als Rückgrat des erfolgreichen Ehemanns und Kinderansprechpartnerin Nummer eins“ ist so ein Stereotyp. Es dauert lange, bis sich dieses Geschlechterklischee wandelt. Heutzutage gibt es immer mehr Frauen, die berufliche Machtpositionen anstreben und die Rolle der Hauptverdienerin in der Familie einnehmen. Väter hingegen entscheiden sich zunehmend für Elternzeit und bleiben Zuhause. Einige Frauen möchten unabhängig von Kindern ihr Leben gestalten, sind dabei glücklich und erfüllt. Doch bis heute verlangen rollenuntypische Lebenswege von Frauen meist immernoch ein überdurchschnittliches Selbstbewusstsein. Auch in Bezug auf Geschlechterrollen gilt es also, Stereotypen zu hinterfragen, die Brille, durch die man die Welt betrachtet, abzusetzen und die Perspektive bewusst zu wechseln.

Für die Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde wäre es spannend, die Diskussionen zu diesem Thema zu vertiefen und Stereotypen schlagfertig und selbstsicher zu begegnen. Fortsetzung folgt…!

Illustration: Juliane Pieper

Autorin: Sina Burmeister, Berliner Startup-Gründerin

„Für mich ist die Elefantinnenrunde ein äußerst wertvolles Netzwerk, indem Frauen in top Führungspositionen und welche, die auf dem Weg dorthin sind, sich in einmaliger persönlicher Atmosphäre gegenseitig austauschen und unterstützen. Gemeinschaftlich setzen wir Elefantinnen uns besonders für die Potentialentfaltung von Frauen ein.“

Foto: Reinhardt & Sommer