- Männer können Kindern die notwendige Liebe, Wärme und Geborgenheit sowie Schutz genauso gut geben wie Frauen.
- Es gibt nur wenige Väter, die sich explizit nicht um ihre Kinder kümmern wollen. Die meisten Väter versuchen das Beste zu geben − unter den Bedingungen, die sie glauben, nicht ändern zu können.
- Um Männer für die Sorge- und Elternarbeit zu gewinnen, ist es notwendig, diese als Win-Win-Situation zu labeln.
Im Rahmen eines Kamingesprächs hat Prof. Dr. Andreas Eickhorst den Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde einen intensiven Einblick in seine Arbeit als Entwicklungspsychologe und Väterforscher gegeben. Seit 2018 hat er die Professur für Psychologische Grundlagen Sozialer Arbeit an der Hochschule Hannover inne und forscht zu den Themen Väter, Frühe Hilfen und Systemische Familienpsychologie. Im Mittelpunkt des regen Austauschs stand die Frage, wie man Väter dazu motiviert, sich intensiver in die aktive Elternschaft einzubringen und was wir tun können, dass Frauen in dieser Sache nicht allein kämpfen.
Andreas Eickhorst wollte Väterforscher werden, weil er davon überzeugt ist, dass die Fragen, die sich die deutschen Psychologie-Lehrstühle bei der Säuglingsforschung in Bezug auf die Mutter-Kind-Beziehung stellen, ebenso wichtig für die Vater-Kind-Beziehung sind. Seine erste Forderung: „Wenn wir über die Kompetenzen und Eigenschaften eines Vaters sprechen, sollten wir das Wort ˏauch‘ aus unserem Wortschatz streichen. Wir sollten also nicht länger davon sprechen, dass Väter dies oder jenes mit dem Kind ˏauch‘ können, sondern einfach akzeptieren, dass dem so ist und diese Tatsache leben.“
In der Diskussion positiv hervorgehoben wurde das Schaffen von Geburtsvorbereitungskursen, Babyschwimm- oder Babyfitkursen, die sich explizit an Männer richten. Durch solche Initiativen würden sich Männer stärker angesprochen fühlen und, neben den Müttern, als wichtigen Teil in der aktiven Elternschaft wahrgenommen werden. Statt die unterschiedlichen Ebenen in der Elternschaft (biologisch, intrapsychisch, interaktionell, familiär und gesellschaftlich) immerfort zu trennen, müsse man beginnen, „alle Ebenen zusammen zu denken und Modelle etablieren, die für Männer wie Frauen gleichermaßen funktionieren“, so Andreas Eickhorst.
Aktive Vaterschaft als Win-Win-Situation
Wie seine Forschung zeigt, wollen Männer insbesondere dann in der Elternschaft mehr Verantwortung übernehmen, wenn sich der Win-Win-Situation bewusst sind: Statt durch die aktive Partizipation etwas zu verlieren, sichern die Väter so eine stabile Vater-Kind-Bindung. Dies führt wiederum zu emotionaler Erfüllung und verhindert, dass Väter später im Leben bereuen, die Entwicklung ihrer Kinder nur am Rande miterlebt zu haben. Weiterhin würde dem typischen „Maternal Gate Keeping“ – ein Verhalten, bei dem die Mutter das Kind von anderen Personen abschirmt – vorgebeugt und die Gesellschaft beim Schritt hin zur gleichberechtigten Elternschaft unterstützt.
In der darauffolgenden Diskussion und beim Austausch persönlicher Erfahrungen hoben die Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde weitere Punkte hervor: Es fehlt nach wie vor eine kritische Menge an Vorbildern für Männer in ihrer aktiven Väter-Rolle. Auch müssen Männer stärker auf ihre Pflichten hingewiesen werden. Eine Idee, um Männer besser von der aktiven Elternschaft zu überzeugen: Eine Initiative, in der Männer, die das Modell Elternschaft bereits erfolgreich erprobt haben, in die Unternehmen gehen und als Vorbilder davon berichten. So können Ängste genommen und Nachahmer begeistert werden.
Autorin: Alicia Pointner, Rechtsreferendarin am Landgericht Heidelberg
„Für mich ist die Elefantinnenrunde eine Möglichkeit mit faszinierenden Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen in Kontakt zu treten und so meinen Horizont zu erweitern.“