- Der Geschäftsführer Erik Neumann hat sich dazu entschieden, seinen Job zu kündigen und Vollzeit für seine Familie da zu sein. Im Rahmen der Elefantinnenrunde 2019 gab er spannende Einblicke in Hintergründe und Entscheidungsprozesse.
- Sein Rat: Es ist unerlässlich, dass es zwischen den Eltern ein gemeinsames Szenario gibt, mit gleichen Zielvorstellungen und Raum für Diskussionen. Zeiten und Geld aufrechnen funktioniere hingegen nicht.
2019 trafen Erik Neumann (38) und seine Frau Hannah (36) eine mutige Entscheidung: Erik Neumann, ehemals Geschäftsführer beim europäischen Innovationskonsortium, kündigte seinen Job und kümmerte sich um Haushalt und Familie. Seine Frau, mittlerweile Abgeordnete des Europaparlaments, ist nun für das stetige Einkommen der fünfköpfigen Familie verantwortlich. Im Rahmen einer Keynote-Speech bei der Elefantinnenrunde 2019 gab Erik Neumann einen knappen, aber sehr intimen Einblick in den Entscheidungsprozess und die Hintergründe, die ihn dazu bewegten, zukünftig nicht länger Projekt- sondern Familienmanager zu sein.
Ursprünglich hatten Hannah und Erik Neumann immer versucht, Familie und Beruf möglichst paritätisch aufzuteilen. Beide versuchten in ihrem beruflichen Fortkommen möglichst flexibel zu bleiben. Für die Hausarbeit und die Kinderbetreuung waren beide gleichermaßen verantwortlich. Zwischen 2013 und 2017 wurde diese Aufgabe immer komplizierter: Beide waren beruflich voll eingespannt, Hannah liebäugelte mit einer politischen Karriere, hatte 2017 erste Erfahrungen im Wahlkampf um ein Bundestagsmandat gesammelt. Ende 2017 erhielten beide ein interessantes Angebot. Erik Neumann sollte einen Karrieresprung machen, für Hannah Neumann ergab sich eine realistische Option: ein vielversprechender Listenplatz bei Bündnis 90/Die Grünen für den Einzug ins Europäische Parlament. Den Paar war schnell klar, dass sie beides nicht verwirklichen können.
Gedankenspiel Vollzeit-Papa
Wieso also nicht ein neues Modell versuchen, bei dem er zuhause bleibt und sie sich voll um ihre Karriere kümmert? Dies würde das organisatorische Chaos der letzten Jahre vereinfachen und klare Strukturen schaffen. Und so war die Idee geboren: Erik Neumann als Vollzeit-Papa. Nachdem klar war, dass der Arbeitsort der Politikerin bald Brüssel sein würde, haben sich beide noch ein paar Monate genommen, um die 180-Grad Wende vorzubereiten. Auf der Agenda standen Gespräche mit den Kindern, die Suche nach einem geeigneten Nachfolger in der Firma und das Ausloten verschiedener Modalitäten, um das neue Modell möglichst erfolgsversprechend zu gestalten.
Seit Juni 2019 ist die Idee Wirklichkeit und Erik Neumanns Fazit fällt durchweg positiv aus. Er rät allen Vätern, sich bewusst Gedanken über dieses Modell zu machen, zumindest aber die Elternzeit im ersten Lebensjahr des Kindes voll auszunutzen. So könne man eine liebevolle und enge Bindung zu seinen Kindern aufbauen. Den Müttern rät er, diese Verantwortung auch bewusst abzugeben, bzw. einzufordern.
Ein gemeinsames Szenario statt Aufrechnung
„Entscheidet man sich für dieses alternative Modell, ist es wichtig, dass es zwischen den Eltern ein gemeinsames Szenario gibt mit gleichen Zielvorstellungen, um Krisen vorherzusehen und Änderungsbedarf besprechen zu können,“ rät Erik Neumann im Rahmen seiner Keynote-Speech. Das Modell „Aufrechnung“ funktioniere hingegen nicht: „Entweder man zieht an einem Strang und schaut im Moment, was kann ich, was kann der andere leisten, oder aber das Modell ist zum Scheitern verurteilt.“ Auf die Frage, was die Zukunft so bringen mag, kommt die Antwort von Erik Neumann prompt: „Das werde man sehen, aber nach dem ersten halben Jahr sind alle Beteiligten sehr zufrieden.“
Illustration: Juliane Pieper
Autorin: Alicia Pointner, Rechtsreferendarin am Landgericht Heidelberg
„Für mich ist die Elefantinnenrunde eine Möglichkeit mit faszinierenden Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen in Kontakt zu treten und so meinen Horizont zu erweitern.“