• Gemeinsam mit Aufsichtsrätin Simone Menne habendie Teilnehmerinnen der Elefantinnenrunde im World Café darüber diskutiert, wie Frauennetzwerke wirken und was sie Unternehmen bieten.
  • Für den nachhaltigen Erfolg von firmeninternen Frauennetzwerken ist die deutliche, glaubwürdige und klar sichtbare Unterstützung durch Führungskräfte unabdingbar.
  • Bei der Einführung von Frauennetzwerken müssen zunächst die wesentlichen „pain points“ des jeweiligen Unternehmens herausgearbeitet werden, um diese konkret angehen zu können. Aktivitäten „ins Blaue hinein“ laufen schnell Gefahr, zu verpuffen.
  • Passend gestaltete Frauennetzwerke können einen wichtigen Teil zu Vielfalt und Gleichberechtigung im Unternehmen beitragen und eine nachhaltige Wirkung entfalten.

Wie wirken Frauennetzwerke und was können sie Unternehmen bieten? Diese Frage stand im Fokus dieses World Cafés. Mit dabei war eine erprobte Frauennetzwerk-Expertin: Simone Menne, ehemalige Finanzvorständin bei Lufthansa und Aufsichtsrätin unter anderem bei DHL, BMW und Johnson Controls. Im Rahmen der Diskussion unter der Leitung von Paula Guesnet haben wir sowohl notwendige Rahmenbedingungen als auch mögliche Maßnahmen und Aktivitäten dieser Netzwerke beleuchtet und hinterfragt. Viele Teilnehmerinnen sind selbst in verschiedenen Frauennetzwerken aktiv und konnten Erfahrungen, Beispiele und Ratschläge einbringen. Entstanden ist ein Leitfaden für den Aufbau erfolgreicher Frauennetzwerke:

Verbindlicher Rückhalt aus dem Management ist von entscheidender Bedeutung: Nach Erfahrungen der Diskutantinnen brauchen Frauennetzwerke Rückhalt und eine klare Struktur, damit sie nicht Gefahr laufen, wenig Reichweite zu erzielen oder als „Kaffeeklatsch“ degradiert zu werden. Für die erfolgreiche Etablierung bedarf es darüber hinaus offene und engagierte Führungskräfte, die sich dem Thema annehmen und dieses promoten. Auch die Human-Ressource-Abteilung kann wesentlichen Einfluss auf den Erfolg nehmen, insbesondere durch die Integration bei Personalentwicklungsmaßnahmen. Eine verbindliche Frauenquote ist ein nützlicher Gradmesser und sollte als Key-Performance-Indikator gleichwertig anderer Zielvorgaben eingeführt werden. Als Faktor in der Bonusvergütung kann die Quote auf verschiedenen Ebenen und Funktionen große Wirkung entfalten.

Männer als Vorbilder gleichberechtigter Teilhabe: Als weiteren wesentlichen Faktor haben wir eine langfristige Perspektive für die Netzwerke identifiziert. Hierbei ist den Teilnehmerinnen sowohl ein geschützter Austausch als auch der offene Dialog mit den männlichen Kollegen wichtig. Analog zu den Vorbildern von Frauen in Führungspositionen bedarf es positiver männlicher Vorbilder. Männer, die einen aktiven Part in der Familie übernehmen und kompetent im kooperativen Miteinander sind, können Kollegen Perspektiven außerhalb der Klischees aufzeigen.

Mentoringprogramme können einen zentralen Nutzen bieten, da nicht nur die Mentee gefördert wird, sondern auch ein (männlicher) Mentor die Problemstellungen weiblicher Kolleginnen kennenlernt und durch den Perspektivwechsel sein eigenes Handeln reflektieren und hinterfragen kann.

Notwendig ist ein klarer Rahmen, der sowohl über regionale als auch über thematische Ausprägungen definiert werden sollte. Nach unseren Erfahrungen haben Netzwerke eine größere Wirkung, wenn an Lösungen gearbeitet wird, die für das Gesamtunternehmen Bedeutung haben und bei deren Erarbeitung Männer und Frauen eingebunden sind. Im Mittelpunkt standen Beispiele für erfolgreiche Einführungen von Home-Office-Regelungen oder Job-Sharing-Modellen.

Darüber hinaus ist es wichtig, eine große Reichweite zu erzielen. Hierfür können zum Beispiel interne Fortbildungen und Seminare genutzt werden, in denen das Thema „unconscious bias“ (unbewusste Vorbehalte) integriert und reflektiert wird. Spezielle Trainings hierzu sollten das Angebot ergänzen. Diese Impulse und Trainings schaffen Aufmerksamkeit und sollen helfen darauf hinzuwirken, dass eigene Entscheidungsgrundlagen hinterfragt werden.

Die gläserne Decke. Illustration: Juliane Pieper

Das Netzwerk sollte weiterhin dafür genutzt werden, Potentialträgerinnen „anzustupsen“, um sie so zu fordern und eventuelle Hemmschwellen und Gedankenbarrieren abzubauen.

Frauen in höheren Funktionen müssen nachhaltig in das Netzwerk eingebunden werden, um einen Austausch über Führungsebenen hinweg zu erreichen und dem Netzwerk dadurch Gewicht zu verleihen. So kommen sie mit den nachfolgenden Generationen in Kontakt, um idealerweise bereits Nachwuchs für zukünftig zu besetzende Positionen auszuwählen und/oder im Hinterkopf zu behalten.

Die Gefahr nur ein Feigenblatt zu sein, ist groß, wenn die Außenwirkung wichtiger erscheint als die Innenwirkung. Im Fokus der Aktivitäten sollte daher stets die interne und dauerhafte Veränderung stehen.

 

Teilweise kritisch gesehen werden die Frauennetzwerke durch männliche Kollegen, die sich durch diese diskriminiert oder sogar bedroht fühlen. Hier wurde die Erkenntnis zitiert: „Wenn man(n) immer zur privilegierten Gruppe gehörte, fühlt sich Gleichberechtigung wie Diskriminierung an.“ Damit aus diesem Gefühl keine Gegenbewegung entsteht, müssen die Kollegen mitgenommen und das Nutzen für das gesamte Unternehmen in den Vordergrund gerückt werden. Das Netzwerken mit Männern ist zudem aus eigenem Interesse der Frauen unerlässlich. Schließlich sind es immer noch eher Männer, die die Macht haben. Es schadet also nicht, Männer in die Frauennetzwerke wohl „dosiert“ zu integrieren.

Als Fazit haben die Teilnehmerinnen des World Cafés festgestellt, dass nur gemeinsam mit Frauen und Männern ein Wandel der Kultur erreicht werden kann. Nachhaltig ist dieser Kulturwandel, wenn er sich in den Strukturen wiederfindet. Dies wird sich häufig daran erkennen lassen, dass nicht nur die Quote stimmt, sondern auch stärker thematische statt hierarchischer Strukturen etabliert sind.

Autorin: Paula Guesnet – Dipl.-Ing. (FH), Bereichsleiterin Data Competence Center bei einem Anbieter von Gebäudetechnik

„Für mich ist die Elefaninnenrunde eine tolle Möglichkeit, mich mit anderen motivierten und engagierten Frauen zu beruflichen Themen auszutauschen, uns gemeinsam weiterzuentwickeln und Impulse zu setzen“.

Foto: Reinhardt & Sommer