• Sechs herausragende und hochkarätige Rednerinnen und Redner diskutierten mit F.A.Z.-Autorin Bettina Weiguny über Erfolgsfaktoren auf ihrem Karriereweg.
  • Deutschland liegt bei der Diversität im Management weit zurück. Key Performance Indikatoren werden immer noch als wichtiger erachtet als ein Vorstand, der sich aus verschiedenen Nationalitäten und Geschlechtern zusammensetzt. Studien zeigen jedoch: Je diverser ein Unternehmen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein. Druck auf Unternehmen könnten Aktionäre, Investoren, Aufsichtsratsmitglieder und Kunden aufbauen.
  • Frauen sollten klarer kommunizieren, komplexe Themen besetzen, selbstbewusst auftreten und Allianzen schmieden. Wichtig ist es, sich trotzdem treu und authentisch zu bleiben.

Die Podiumsdiskussion zur Elefantinnenrunde 2019 war hochkarätig und vielfältig besetzt: Simone Menne (Aufsichtsrätin u.a. BMW), Dr. Katrin Suder (Vorsitzende des Digitalrats der Bundesregierung), Katja Kraus (ehemalige Nationaltorhüterin, ADIDAS-Aufsichtsrätin, Managing Partner Jung bei der Matt/sports GmbH), Sabine Müller (CEO DHL Consulting), Dr. Tanja Wiebe (CEO FinTax) und Elmer Schialer (Peruanischer Botschafter in Deutschland) diskutierten mit Bettina Weiguny (F.A.Z.-Autorin) über Erfolgsfaktoren auf ihrem Karriereweg, Work-Life-Balance, die Sprache der Macht und Diversity-Kultur in Unternehmen.

Die Geschäftsführerin von DHL Consulting, Sabine Müller, berichtete aus ihrem Berufsumfeld und machte deutlich, dass Diversity noch immer kein Key Performance Indikator ist, an dem Manager gemessen werden (neben EBIT, Quality und Kundenzufriedenheit). Eine gute Diversity-Kultur im Unternehmen sieht auch Katrin Suder als unabdingbar: „Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg gibt. Je diverser ein Unternehmen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein“. Simone Menne richtete den Blick auf die USA: Dort erhöhen Aufsichtsräte und Investoren den Druck auf Vorstände, sich divers auszurichten. Neben Topmanagern und -bankern könnten auch Kunden Einfluss nehmen und den Druck erhöhen. Die Frage nach Frauen im Topmanagement müsse zu einem Kriterium für Kaufentscheidungen werden.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen

Foto: Reinhardt & Sommer

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde schnell klar: Der Weg nach oben ist mühsam, anstrengend und mit nicht wenigen Stolpersteinen versehen. Sabine Müller resümierte, dass sie gelernt habe, mit Fehlern umzugehen. BMW-Aufsichtsrätin Simone Menne berichtete von Fehlern, die sie den Job gekostet haben. Das Fazit der Diskutantinnen: Durch Fehler wächst man; Dinge machen, die man gut kann; an der eigenen Präsentationsweise arbeiten. Dies zu verfolgen, ist ein strategischer Meilenstein in der Karriereentwicklung.

 

 

Work-Life-Balance als Fokus der Lebensgestaltung

Mit den nachkommenden Millennials steht die Work-Life-Balance zunehmend im Fokus der Lebensgestaltung. Wichtig ist, sich zu hinterfragen: „Für mich und meine Generation stand und steht die Leistung im Vordergrund. Wenn die Familie hinzukommt, soll alles irgendwie miteinander vereinbar sein. Wichtig ist, sich immer wieder zu hinterfragen: Steht das, was ich mache, im Verhältnis zu dem, was ich will“, so Tanja Wiebe, CEO von FinTax. Nahezu alle Führungskräfte auf dem Podium rieten dazu, sich bewusst zu machen, dass man nicht allen Anforderungen gerecht werden könne. Katja Kraus machte deutlich, dass wir nicht gelernt haben, stetig Neues auszuprobieren. „Umso wichtiger ist es, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und auch die Frage zu stellen: Erfüllt es mich, was ich gerade tue. Oder bleibe ich in einer Situation aus Angst vor Veränderung, oder fehlendem Bewusstsein dafür, was mir ansonsten möglich wäre?“, so Katja Kraus. Die ehemalige Nationaltorhüterin empfiehlt zudem Unternehmen, auf Frauen einzugehen und es ihnen leichter zu machen, Führungsverantwortung zu übernehmen. Im Hinblick auf Vereinbarkeit zum Beispiel durch das Angebot des Jobsharings. Auch auf der Entscheider-Ebene. Das wird in Zukunft auch für Männer zunehmenden wichtiger.

Frauen besser fürs Kinderwohl? Wohl kaum! Männer verpassen Chance zur besseren Bindung zum Nachwuchs

Foto: Reinhardt & Sommer

Auch eine heiße Debatte um die Aufteilung von Erziehungs- und Betreuungspflichten stand auf der Agenda: Sie entbrannte um die Frage, ob Frauen aufgrund ihrer Hormone durch die Geburt eine bessere Bindung zu Kindern aufbauen können als Männer, und ob sie das zu den besseren Elternteilen macht. Diese These vertrat eine Teilnehmerin der Podiumsdiskussion. Widerspruch kam insbesondere von Väterforscher Prof. Dr. Andreas Eickhorst, der im Publikum saß. Der Väterforscher machte deutlich, dass Männer ihren Kindern Liebe, Wärme, Geborgenheit und Schutz genauso gut geben können wie Frauen. Die Bindung, die Väter zu ihren Kindern aufbauen können, unterscheide sich nicht von Müttern.

Die Diskussion machte ein wichtiges Dilemma sichtbar: Selbst aufstrebende Frauen, die sich bewusst für eine Karriere entscheiden, nutzen (wohl meistens) unbewusst Argumente, die ihnen und ihren Karrieren entgegenstehen. So zementieren sie gewollt oder ungewollt tradierte Rollenmuster. Wir alle können mit Achtsamkeit differenzierter argumentieren, um Stereotype aufzubrechen.

Die Sprache der Macht und das eigene Handeln

Als letzten Aspekt debattierten die Podiumsgäste über Machtgefüge und Sprache: Wie unterscheidet sich die Sprache der Macht zwischen Männern und Frauen? Nicht nur die Forschung zeigt, dass Frauen eher im Konjunktiv sprechen und zurückhaltend reagieren – auch während der Podiumsdiskussion wurde diese Sprachwahl aktiv wahrgenommen. Der Appell an die Zuhörerinnen: Frauen müssen klarer kommunizieren, was sie wollen. In der Exponiertheit und im Durchhaltevermögen liegen große Chancen. Komplexe und wichtige Themen besetzen, mitmischen, mitdiskutieren, Dinge gestalten und Projekte vorantreiben. Genauso wichtig ist es, andere Frauen zu Alliierten zu machen. Sie müssen sich besser vernetzen und selbstbewusster auftreten. „Frauen müssen sich auf den Wettkampf einlassen und um die Sache kämpfen, damit etwas Besseres daraus entsteht“, so BMW-Aufsichtsrätin Simone Menne.

Eine gesunde Einstellung zu eigenem Können als Grundstein für machtvolles Agieren

Foto: Reinhardt & Sommer

Der peruanische Botschafter Elmer Schialer sprach darüber, wie er durch seine eigene Tochter bestätigen könnte, dass Frauen genauso wie Männer alle notwendigen Fähigkeiten für Führungsverantwortung mitbringen – und vielleicht auch ein bisschen mehr. Und er hat Recht. Überspitzt dargestellt schauen Männer einmal in ein Excel-Sheet und vertreten selbstbewusst ihre Rolle als Excel-Profis. Frauen hingegen zweifeln häufiger an ihren Fähigkeiten   ̶  auch dann, wenn Zertifikate vorliegen.

 

Wenn Frauen selbstbewusst und mit Rückgrat in die Welt treten und nicht an ihren Kompetenzen zweifeln, legen sie selbst wichtige Grundsteine dafür, machtvoll aufzutreten und die Sprache der Macht geschickt einzusetzen. Schließlich ist eine bewusste Entscheidung zu eigenem Einstehen der Grundstein für Erfolg. Ein Appell geht durch die Autorinnen daher auch zu einem „Ja“ zur Frauenquote.

Illustration: Thuy Chinh Duong

 

Autorinnen: Dr. Wiltrud Viehoff, Leiterin Marketing in einem Museum

Larissa Rohr, Trainee in der Unternehmenskommunikation

Dr. Judith Scholz, Steuerberaterin und Handelsrichterin

„Für uns ist die Elefantinnenrunde ein inspirierendes Netzwerk!“

Tanja Wiebe, Katja Kraus, Katrin Suder, Simone Menne, Judith Scholz, Sabine Müller, Elmer Schialer (v. l.). Foto: Reinhardt & Sommer